Stadt- oder Land-Blogparade

Bei Leeri habe ich die Blogparade von Ilona gefunden und da sie mir gefällt, mache ich doch glatt mal mit. Auch wenn ich ein bisschen arg spät dran bin und ich die von Ilona gesetzte Frist verpasst habe…
Was bin ich also? Ein Stadt- oder ein Landmensch?

Mein Geburtsort

Laut meinem Ausweis müsste ich eigentlich ein waschechter Landmensch sein. Mein Geburtsort hat 15.000 Einwohner und der Ort, in dem ich 20 Jahre meines Lebens gelebt habe, hat sogar nur 320 Einwohner. Ich muss deshalb immer ein wenig schmunzeln, wenn mir Menschen erzählen, sie seien in einem Dorf aufgewachsen. Und dann nennen sie mir doch Zahlen im vier- oder fünfstelligen Bereich. Aber so hat eben jeder ganz andere Vorstellungen, was ein Dorf ist.
„Mein“ Dorf braucht noch nicht mal einen Zebrastreifen, so wenig ist da los. Shopping-Highlight in meiner Kindheit war der Kaugummiautomat einige Häuser weiter. Und auch sonst gab es dort insgesamt recht wenig. Der Tante-Emma-Laden und die Dorfkneipe hatten damals schon vor einer halben Ewigkeit zu gemacht. Nur einen Spielplatz mit einem Sportplatz, das gab und gibt es heute noch.

Als Kind mochte ich es zwar sehr gern, draußen zu spielen und habe die tollsten Dinge veranstaltet, aber ich fand es damals schon ziemlich blöd, ausgerechnet in d i e s e m Dorf wohnen zu müssen. Da meine Eltern nämlich unüblicherweise beide arbeiteten, besuchte ich einen Ganztagskindergarten und meine Freunde aus dem Ganztagskindergarten wohnten überall, nur nicht im gleichen Dorf. Sie zu besuchen musste also immer geplant werden und funktionierte nicht mal eben so, weil immer jemand irgendwo hingefahren oder abgeholt werden musste. Hätte meine Oma, bei der ich meine Nachmittage verbrachte, einen Führerschein gehabt, wäre das sicherlich wunderbar einfach gewesen. Aber so war es eben nicht und deswegen war dieses Dorf einfach blöd. Andere, nämlich die mit meinen Freunden, wären da sicherlich perfekt gewesen.

Und das zog sich um Grunde durch mein ganzes Leben. Furchtbar unlustig wurde es dann, als ich in höhere Schulklassen kam und der Unterricht plötzlich länger dauerte als überhaupt Schulbusse fuhren. Da musste man sich entweder eine halbe Ewigkeit in der Stadt beschäftigen, die auch nicht unbedingt eine Weltmetropole war und mit ihren Supermärkten nicht viel zu bieten hatte oder man wurde glücklicherweise von jemandem mitgenommen. Letzteres ging aber auch nicht immer, da meine schulische Laufbahn eben nicht dem typischen Werdegang in diesem Dorf entsprach. Kurzum, es war einfach scheiße. Keine Geschäfte, kein Kino, keine Freizeitmöglichkeiten. Kirmes feiern oder Bier trinken „Fußballspielen“ konnte man. Ganz wunderbare Dinge wie ich finde.

Völlig begeistert war ich dann also als ich einen Führerschein und ein Auto hatte und – noch besser – als ich für mein Bachelorstudium in eine Kleinstadt zog. Dort war ich dann bei 64.000 Einwohner angekommen. Bars, Kinos, Menschen und allerhand Veranstaltungen. Toll. Und alles war ohne große Probleme zu erreichen. Auch abends. Notfalls eben zu Fuß.

Dann also doch ein Stadtmensch?

Nein, das auch absolut nicht. Fünfmal die Woche fahre ich jeden Tag zu um die 700.000 Einwohnern und das ist genug. Da möchte ich nicht wohnen. Das ist zu viel. Es ist gut, leicht und halbwegs schnell hinfahren zu können und Dinge zu unternehmen, aber das ist auch alles. Ich möchte dann bitte wieder nach Hause. Dort hin, wo eben doch irgendwann der Bürgersteig hochgeklappt wird. Da kommt einfach der Dorfmensch in mir durch. Ich mag Tiere und grün. Und Platz. Und Ruhe und Bäume und Wasser. Und Blumen. Mit Wiesen. Und drumherum vielleicht noch Wälder. Das mag ich. Klar, gibt es in Städten auch, aber um die 100.000 Einwohner ist eben mein persönlicher Richtwert. Zwischenzeitlich habe ich mich nämlich mal eine Weile bei 110.000 Einwohner aufgehalten und das war auch noch gut. Und auch aktuell wohne ich mit 80.000 Einwohnern in einer Stadt, das ist auch super.

Wenn ich also etwas definitiv nicht bin, dann ist es ein Stadtmensch. Ein Kleinstadtmensch vielleicht. Oder ein Stadtrandmensch, das passt auch. Aber so groß muss und soll es gar nicht sein.
Ich bin jedenfalls gespannt, in welchen Zahlenbereich, es mich als nächstes verschlagen wird. In eine neue Kleinstadt? Doch wieder aufs Land, weil es da hübsch ist und die Mieten super oder doch in die Großstadt – an den Stadtrand? Wir werden sehen.